Archiv 2007: Kalligraphie-Künstler, Schreibwerkstatt Klingspor, Blattgold, Hermann Zapf, Handschriftentraining, Hintergrund-Stempel

Dezember: Bis zum 24. Februar kann man ihn in Nürnberg bewundern: den „Codex Aureus“, das Evangeliar von Echternach. Vollständig in Gold verfasst, gilt es als das teuerste Buch im Land. Das Germanische Nationalmuseum erwarb es 1955 für 1,5 Mio. DM, heute wäre es unbezahlbar. Ein Artikel in der Welt, und Infos bei Wikipedia.

Der Codex Aureus ist über 1000 Jahre alt und ein Kunstwerk höchsten Ranges. Der Einband gilt als Meisterwerk Trierer Goldschmiedekunst um 985/90. Das pergamentene Innenleben entstand um 1045 in der Benediktinerabtei Echternach. Enthalten sind die lateinischen Texte der vier Evangelien mit Zusätzen. Jede Seite glänzt durch Zierinitialen in Gold und Purpur, den kostbarsten Zutaten der mittelalterlichen Minaturenmalerei, durch reich geschmückte Kanontafeln, ganzseitige Miniaturen, Evangelistenbilder, Initial- und Textzierseiten sowie Ornamentseiten, die byzantinische Seidengewebe imitieren.
Nürnberg ist sowieso für Schreib- und Schriftinteressierte immer eine Reise wert, das Evangeliar ist aber ein Grund, der sich so schnell nicht wieder ergibt. Seit 25 Jahren wird es zum ersten Mal wieder gezeigt.
Am 19. Dezember ist eine Führung angesagt am Nürnberger Egidienplatz.

November: Manche Heimseite muß man sehr genau ansehen, um sie vollständig besichtigen zu können. Norman Hothums z.B. … Revision 2022: inzwischen hat er seine tollen Miniaturen nicht mehr so versteckt. Eine Ausstellung in Friedrichsdorf bei Wiesbaden gibt es auch gerade, im Heimatmuseum Seulberg.

Oktober: Hans Maierhofer hat seinen Kalligraphieshop anzubieten, …. Er weist auch auf eine Ausstellung im Bartlhaus in Österreich hin. Noch ein Link: Eine schöne Kalligraphie-Sammlung unter www.Kunz-Kunst.de. Besonders die „sprechenden Steine“ finde ich klasse.

September: Das „Buch vom Buche“ ist ein klasse Schmöker, allerdings nicht billig. Aber eine gute Stadtbibliothek erspart die Anschaffung, wenn man Glück hat. Der Wälzer bietet einen umfassenden Überblick über die Entwicklung der Buchkunst und damit auch der Schriften, die dafür entwickelt wurden. Spannend.
Davon angeregt zum Surfen nach Illuminationen und Inkunabeln, Fleuronée und Folianten, bin ich über die Handschriften der Uni Heidelberg gestolpert, die Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel ist leider nicht mehr so freigiebig, der Link ist verschwunden.

August: Die Schreibwerkstatt Klingspor ist ein Offenbacher Verein, der die Kalligraphiekunst fördert und anspruchsvolle Kurse anbietet. Allein schon die Jahreshefte, die diese Kurse dokumentieren, lohnen den Mitgliedsbeitrag.

Juli: Mit Blattgold zu experimentieren macht Spass und bietet die prachtvollsten Möglichkeiten der Buchstabenillumination. Man besorge sich ein Heftchen Blattgold (es gibt verschiedene Farbtöne) aus dem Künstlerbedarfsgeschäft, dazu ein kleines Fläschchen Anlegemilch. Wer gleich richtig einsteigen will, kann auch in einen Achat-Polierstein investieren, sie sind aber recht teuer und man kann einen polierten Achat auch aus dem Edelsteinladen für ein paar Cent besorgen und diesen selbst in einen Holzstil einsetzen und festkleben.
Die Klebemilch kann mit einem feinen Pinsel exakt verarbeitet und auf die zu vergoldenden Buchstabenflächen, Gipsfiguren oder was auch immer aufgebracht werden. Nach einer Viertelstunde ist die Fläche bereit zum Auflegen der Blattgoldplatten. Man kann schmale Streifen abtrennen und diese mit der Pinzette auftragen, sie haften fest auf den behandelten Flächen. Lieber ein wenig breiter auflegen, der Überstand kann später leicht mit einem festen Pinsel entfernt werden.

Juni: Ach, schaut nur… hier gab es eine Bildergalerie… ooooch, 2022 leider weg. Wunderbare Kalligrafien, viele Anregungen für Farb- und Formgebung, Umrahmungen, so richtig was zum schwelgen.

Im Bastelladen entdeckte ich vor kurzem einen Schaumpinsel, d.h. einen 5 cm breiten gestielten Schaumstoffkeil, mit dem sich so richtig großformatig schreiben lässt. Kostet nicht viel, und ist für schnelle Plakate beim Straßenfest ein ideales Werkzeug. Interessant sind auch Schaum- oder Malerrollen, die der normale Baumarkt im Sortiment hat, um mit aufgetupften Farbklecksen interessante Effekte auf nassem Papier zu erzeugen. Oder schon mal zerknülltes Papier benutzt? Ein bemaltes Blatt? Sackleinen? Stroh? Man kann die abwegisten Dinge aufs feuchte Blatt legen und mit einem groben Pinsel Farbe aufspritzen, irgendwo findet sie schon den Weg aufs Papier.

Mai: Seit einem ausführlichen Besuch des Nürnberger Archivs über Hermann Zapf bin ich Fan dieses großen Schriftdesigners. Auch seine Frau Gudrun ist Kalligrafin und entwarf Schriften. Einige der schönsten Fonts und Symbolschriften auf unseren Computern sind von den beiden entworfen, Aldus, Zapf Dingbats, Zapf Chancery, Zapfino… bei Linotype sind HZ und die genannten Schriften kurz vorgestellt. Eine Biographie bei der FH Augsburg stellt Zapfs Werdegang dar.

Tipps für eine gute Handschrift

April: Wer eine „Sauklaue“ hat, sollte es einmal mit Handschriftentraining versuchen. Hier ein paar gute Tipps, die man in die tägliche Schreibarbeit integrieren kann.

März: Eine interessante Stöberseite für alte Schriften enthält die Onlinebibliothek. Hieroglyphen und Runen, Buchstaben und Bilderschriften aller Völker der Welt (das Projekt wächst noch) sind als Einzelbuchstaben in Variationen, teilweise als True Type Font für den PC, verzeichnet.

Februar: In der Sendung „Markt“ am 05.02. auf WDR werden böse Erfahrungen mit der Website www.genealogie.de geschildert. Mit einer harmlosen Suchabfrage wird der Besucher auf ein Formular gelockt zur Adressdateneingabe. Was auch immer man da eingibt, man wird mittels IP-Adresse ermittelt und bekommt dann Rechnung ins Haus über einen Betrag, der ganz unten auf der Seite irgendwo angegeben ist. Die Firma ist ein Briefkastenbüro in Frankfurt und Tochterfirma einer englischen Firma. Ahnenforschung ist ein weites Feld für unseriöse Anbieter. Nachtrag: 2022 steht die Domain zum Verkauf. Da könnte es also auch noch mal seriös werden.

Januar: Frisch von der Messe Paperworld zurückgekehrt und erfüllt von schönen Eindrücken, empfehle ich die Herstellung von einfachen Holzstempeln zur Hintergrundgestaltung. Schnell und effektvoll kann man so ein Blatt gestalten. Als Formen sind Quadrat, Karo, Herz, Stern erst einmal ausreichend. Mit dem Pinsel wird Tinte oder Aquarellfarbe nach Belieben aufgetragen und aufs Blatt gestempelt. Mit einem andersfarbigen Strich, Tropfen oder Linien wird die starre Grundform dann wieder aufgelöst und gelockert, wobei sich reizvolle Farbverläufe ergeben. Das Blatt trocknen lassen und danach beschreiben.