Die Geschichte der Schrift Teil 2: Griechen und Römer

Papyrus, die göttliche PflanzeTeil 2: Das griechische Alphabet und was die Römer daraus machten

Die Griechen schrieben wie die Ägypter auf dem göttlichen Schilf, den sie von dort importierten, außerdem auf Wachs- und Tontafeln. Das Wort wird bei www.selket.de so erklärt: Papyrus hieß im alten Ägypten eigentlich pa-per-aa. Der König besaß das Monopol für die Herstellung von Papyrus, daher setzt sich das Wort aus pa (Besitz, zugehörig) und per-aa (Pharao) zusammen – Besitz des Pharao. Die Griechen machten daraus papure, aus dem Papyrus (und später auch „Papier“) wurde. Ägyptischer Kriegswagen auf Papyrus
Tontafeln waren billiger und einfacher herzustellen als das Papyrus. Außerdem hatten sie den Vorteil, in gebranntem Zustand sehr widerstandsfähig gegen Verfall zu sein. Diesem Umstand verdankt die Wissenschaft eine Menge historisches Wissen.

Es war durchaus üblich, mehrere Tontafeln zusammenzubinden: das umfangreichste erhaltene Exemplar zählt 10 „Seiten“. Während die Papyrusrolle für eigentliche Bücher verwendet wurde, dienten Schreibtafeln im späteren Griechenland dazu, vergängliche Texte wie Entwürfe, Übungen, Berechnungen, Notizen etc. festzuhalten.

Ostrakon, eine beschriftete TonscherbeBeschriftete Tonscherben wurden Ostrakon (Mehrzahl Ostraka) genannt, und es gab einen interessanten Brauch im griechischen Senat, von Zeit zu Zeit jemanden rauszuwerfen, der zu mächtig oder unbeliebt wurde (Ostrakismus, das heute noch sprichwörtliche „Scherbengericht„). Man schrieb den Namen auf eine Tonscherbe, wer zuviel Stimmen erhielt, wurde für 10 Jahre aus Athen verbannt.

Das griechische Alphabet war schon ein echtes phonografisches (aus Lauten bestehendes) ABC und mit unserem ziemlich identisch; wahrscheinlich hatten die Griechen von phönizischen Händlern die Grundlagen zu seiner Entwicklung.
Diese Phönizier waren ein reges Handelsvolk, immer auf Achse die Mittelmeerküste rauf und runter, holten Kupfer von Cypern (die Insel hat ihren Namen von diesem Metall) und Papyrus aus Ägypten, und man sagt ihnen nach, bis zu den britischen Inseln gesegelt zu sein. Durch diese Reiselust verbreiteten sie Wissen und Traditionen anderer Völker und trugen viel zur Entwicklung einheitlicher Schriftsysteme bei.

In Ugarit, einer Hafenstadt 100 Meilen nördlich von Byblos, wo die Phönizier eine ihrer Hauptstädte hatten, war schon im 10. Jhd. v. Chr. eine Lautschrift in Gebrauch, die mit nur 30 Konsonantenzeichen auskam. Durchaus möglich, dass die Phönizier sie übernahmen und vereinfacht (mit nur 22 Buchstaben) weitergaben. Diese wichtige Errungenschaft überlebte auch den Untergang der phönizischen Kultur und wurde von anderen aramäischen Völkern übernommen und weiterverbreitet im gesamten östlichen und nordafrikanischen Raum.

Ägyptischer Schreiber mit Steintafel, Ägyptisches Museum Berlin

Aus ihr entwickelten sich auch arabische und hebräische Schrift, die aus Konsonanten mit darüber und darunter gesetzten Lautzeichen zur Vokalisierung bestehen.

Auch die griechische Schrift, aus der das uns heute noch dienende römische Alphabet entstand, hat bei den Phöniziern ihren Ursprung.
Die Erfindung des Alphabetes mit Vokalen und Konsonanten war eine solch praktische Sache, dass sie die Schriftentwicklung gehörig auf Trab brachte. War die Beherrschung von Schriftzeichen um 1600 v. Chr. noch auf kleine Gebiete um die Mündungen der großen Flüsse (Nil, Euphrat/Tigris und Hindus) beschränkt, hatte sich um 400 v. Chr. der gesamte Raum rund um Mittelmeer, Rotem Meer und persischen Golf bis hin zu schwarzem und kaspischen Meer „infiziert“. Die chinesische Schrift und die später aus ihr hervorgegangene japanische Schrift ist als gänzlich eigene Zeichenfamilie für sich geblieben, ebenso wie die Schriften des indischen Sprachraumes , wo es heute noch mehr als ein Dutzend Alphabete gibt.

Die Etrusker in Italien und danach die Römer übernahmen das griechische Alphabet nach der Eroberung Griechenlands ab 146 v. Chr.
Die lateinische Schrift ist noch unsere heutige, wiewohl die Umlaute hinzukamen. Die Römer entwickelten eine ganze Schriftfamilie, die den unterschiedlichen Aufgabenbereichen gemäß eingesetzt wurde. Capitalis in Stein gehauen
Capitalis monumentalis (200-400 n. Chr.) und später Capitalis quadrata (400 – 600 n. Chr.) für steinerne Monumente ihrer Großmacht (entsprechend eine reine Großbuchstabenschrift), Capitalis rustica dagegen für schnell geschriebene „Alltagstexte“, die auf Wachs- oder Tontafeln aufgetragen wurden.
Mit der zunehmenden Größe und Ausbreitung des Imperiums kam Ägypten nicht mehr mit der Papyrusherstellung hinterher, er wurde als Schreibmaterial immer teurer und mit der Entwicklung der Kodexform (Pergament wurde in der Mitte geknickt und die Bögen aneinander genäht), die stabiler und praktischer als die Papyrusrolle war, nach und nach vom Platz des wichtigsten Beschreibmaterials verdrängt.