Ein jeder kennt ihn: der Holzfederhalter ist wohl das meist verbreitetste Schreibwerkzeug in der Kalligraphie, weil er billig ist und fast jede Schreibfeder hineinpasst. Ich empfehle die Völlerei: gönnt euch für jede Schreibfeder einen eigenen Halter! Es erleichtert das Arbeiten ungemein und ist kein großer Kostenpunkt. Es müssen ja nicht gleich ALLE Größen und Federformen sein, wenn man schon mal fünf unterschiedliche Federstärken zum sofortigen Einsatz hat, ist das ein guter Anfang.
Mein Lieblingswerkzeug für die Halter ist hier abgebildet: eine Baumscheibe vom Pflaumenbaum, etwa 20 cm im Durchmesser, mit Bohrungen rundum für die einzelnen Halter. Ich habe unlackierte Holzfederschreiber genommen, weil sie schlichter wirken, und mit der Zeit werden lackierte Halter in der Regel unansehnlich, weil durch Feuchtigkeit das Holz quillt und besonders unten der Lack dann abspringt. Die Holzhalter lassen sich zudem noch prima wasserfest mit der jeweils eingesteckten Federgröße beschriften, sehr zu empfehlen!
Ins Holz eingelassen habe ich noch zwei Hörnerspitzen von Trinkhörnern, denen ich eine 10mm-Bohrung verpasst habe, so dass ein paar Milliliter Tusche hinein passen. Man bekommt diese Spitzen manchmal auf dem Mittelaltermarkt bei Handwerkern, die Methörner bearbeiten. Jedes andere kleine Gefäß passt natürlich auch. Tintenhörner früherer Zeit waren größer, aber so viel Tusche braucht man in der Regel beim Arbeiten gar nicht.
Es gibt natürlich Federhalter in tausend Variationen: gedrechselte Einzelstücke, metallene Antiquitäten (es gehörte früher zum guten Ton, sein eigenes Schreibset inklusive Siegel zu haben), Federhalter mit Korkgriff (leicht und griffig), mit Griffschalen, mit Rillen, mit Metallkopf… die allermeisten sind für Standardschreibfedern, es gibt aber noch spezielle Schreiber wie den Graphos, den früher Architekten und Bauzeichner für ihre Zeichnungen benutzten. Wer feine Tuschezeichnungen anfertigen möchte, kann die Röhrchenfeder nutzen, mein Lieblingsmodell ist aus Holz, man kann die empfindliche Feder einfach umgekehrt in den Halter einstecken und so transportsicher verpacken. Diese Feder bedarf eines eigenen Halters.
Mit der Feder kann ich alle Flüssigkeiten nutzen, die dünn genug sind, um aus ihr heraus zu fliessen. Vor allem lichtechte und nach dem Trocknen wasserfeste Tusche ist in der Kalligraphie gefragt. Zum Üben, für schnelles Schreiben, oder für Entwürfe kann man aber auch Kalligraphiefüller nutzen, die nur mit der vergänglichen Tinte befüllt werden können, weil die Feinmechanik zu leicht verklebt. Bei der Vielzahl an Modellen, die auf dem Markt sind, spreche ich nur die Empfehlung aus: kauft keine Sets, wo ein Unterteil mit drei verschiedenen Federspitzen aufwartet, habt ihr nur Theater mit. Man nutzt dann eh nur eine Lieblingsbreite, weil das Umschrauben nervt und die Spitzen GRÜNDLICHST gereinigt werden müssen, um nicht hoffnungslos einzukrusten.
Der beste Kalligraphiefüller für mich ist der Parallel-Pen von Pilot. Er hat keine „normale“ Füllfederhalterspitze, die nur flach aufliegend schreibt, sondern arbeitet mit zwei Platten, durch die die Flüssigkeit per Kapillarkraft diffundiert. Darum kann ich den Halter sogar auf seine Ecken stellen und feine Linien zeichnen, während die Feder breit schreibt. Zur Veranschaulichung dieses Video.
Toll ist auch die Verwendung ganz ohne Patrone: einfach ein paar Tropfen verschiedenfarbiger Tinte auf ein Tellerchen, und die Spitze eintunken. Der Füller saugt die Flüssigkeit auf, und wechselt dann langsam die Farbe beim Schreiben, sehr schick.
Weitere Schreibgeräte für die Kalligraphie sind Faserschreiber mit breiter Spitze, befüllbare Pinsel, Ruling Pens, Automatic Pens, Bambusrohrfedern, Gänsekiel, und natürlich die unendliche Vielfalt der selbst gemachten experimenellen Schreibgeräte, deren Vielfalt eine eigene Kategorie verdient.